(bern) Zum Sonnwendfeuer in Heubach kommen schon seit vielen Jahren durchaus nicht nur die Heubacher, sondern Besucher aus der näheren und etwas weiteren Umgebung. In diesem Jahr allerdings erfuhr das Sonnwendfeuer eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Kam doch just am Freitag, den 22. Juni, das Sonnwendfeuer findet immer freitags, entweder kurz vor der Sonnwende oder wie in diesem Jahr kurz danach statt, ein Drehteam des hessischen Fernsehens nach Groß-Umstadt, um einen dreiviertelstündigen Film über die Odenwälder Weininsel zu drehen. Heubach war dann auch Drehort, erst filmte die fünfköpfige Crew die Lanzfreunde, die ihre Bulldogs und Traktoren auf dem Heubacher Marktplatz präsentierten, dann ging es zumindest für Moderator Tobias Kämmerer auf einem Bulldog, gefahren vom Vorsitzenden der Lanzfreude Bastian Wolf, zum Sonnwendfeuer auf den Festplatz.
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Dort hatte sich wie immer eine große Menge an Zuschauern um die weiträumige Absperrung versammelt. Kennern, die den Ablauf des Sonnwendfeuers intus haben, fielen die Abweichungen schnell auf.
Zwar versammelten sich auch die Motorradfahrer wieder vor dem großen Holzaufbau, der bald in Flammen aufgehen würde. Sie rückten aber schnell ab und machten den Lanzfreunden auf ihren alten Traktoren Platz. Die Bulldogs reihen sich normalerweise nicht vor dem Holzbau auf. Sonst gab es wenig Abweichungen vom üblichen Procedere. Bevor der Stoß angezündet wurde, erklommen einige Männer der IG Sonnwendfeuer, die dieses Großereignis in Heubach jährlich veranstalten, den Holzstoß über eine Feuerwehr-Drehleiter. Sinn der Übung ist es, die Deutschlandfahne, die bis dahin hoch über dem Festplatz flatterte, abzunehmen. Sie soll schließlich nicht mit verbrannt werden.
Dann gab es doch noch eine Abweichung vom üblichen Ablauf. Halten normalerweise nur die Macher der IG-Sonnwendfeuer ihre Fackel in das schon vorher entzündete Kinderfeuer, so hatte Moderator und Städteentdecker Kämmerer diesmal die hohe Ehre auch eine Fackel am Kinderfeuer entzünden dürfen. Gemeinsam marschierte die Gruppe mit den Fackeln zum großen Sonnwendfeuer, das dann gemeinsam entzündet wurde. Da es in den Tagen davor wenig geregnet hatte, entzündete sich der Holzstoß in Windeseile.
Kämmerer, dem versprochen worden war, dass der Holzbau innerhalb von zehn Minuten lichterloh brennen würde, war hin und weg, als das Feuer schon nach zwei Minuten den Weg ganz nach oben gefunden hatte. „Das ist unglaublich“, entfuhr es dem Moderator mehrfach. Georg-Werner Ruppert, der das Feuer wohl schon seit 50 Jahren mit aufbaut, konterte: „wenn ich dir gesagt hätte, dass es in zwei Minuten brennt, hättest du es mir sowieso nicht geglaubt.“
Schnell musste sich das Fernsehteam aus der Absperrung zurückziehen und die vier Männer und die eine Frau des Drehteams wunderten sich, welch ungeheure Hitze das Feuer ausstrahlte. Tonfrau Simone Jung war so beeindruckt, dass sie versprach, auch privat noch einmal wieder zu kommen, eine Decke mitzubringen und sich einfach ein paar Stunden an dem Anblick des Feuers zu ergötzen.
Peter Jakobowski war mit seiner Frau aus Dudenhofen nach Heubach gekommen und hatte genau das vor, ein paar Stunden lang den Anblick des Feuers zu genießen. Er hat Freunde in Heubach, die er auch noch besucht. „Es ist begeisternd, das ist professionell aufgebaut, sieht aus wie ein alter römischer Wehrturm und ist fast zu schade, um abgebrannt zu werden“, sagte Jakoboski beim Anblick des noch nicht angezündeten Feuers. Auch das Fernsehteam würde das Feuer gerne noch länger genießen. Kämmerer machte ein Selfie mit dem Feuer im Hintergrund, aber dann hieß es sich verabschieden. Das Team hatte an diesem Abend noch einen Termin mit Alexander Schodlock, der ihnen das Farmerhaus zeigte.
Eins steht auf jeden Fall fest, nach der Ausstrahlung des 45-minütigen Films „Tobis Städtetrip – Groß-Umstadt hautnah“ am Dienstag, den 21. August um 20.15 Uhr im HR-Fernsehen, wird nicht nur Groß-Umstadt, sondern auch das Heubacher Sonnwendfeuer viel bekannter sein.